Arbeitsleben

Vom 500-Millionen-Dollar-Exit zur Neuerfindung: Siddharth Shankars Weg zum Gleichgewicht

Geschrieben von: Amrita Priya

Der in Großbritannien ansässige Siddharth Shankar, Gründer der Tails Trading Group und heute Global COO bei Komerz, verkörpert das Paradox des modernen unternehmerischen Erfolgs: enorme finanzielle Leistung gepaart mit einer existenziellen Leere. Sein 500 Millionen Dollar schwerer Ausstieg aus einem Unternehmen, das er mit großer Leidenschaft aufgebaut hatte, war zweifellos ein Meilenstein, doch hinterließ er neben dem Erfolg auch ein Gefühl der Leere. „15 Jahre lang stand ich morgens auf und hatte etwas zu tun“, erinnerte er sich. „Und dann, eines schönen Tages, stand ich morgens auf und fragte mich: ‚Was mache ich jetzt?‘“

Der Applaus, die Anerkennung und der Zustrom an Unterstützern waren echt. Doch hinter den Glückwunsch-E-Mails und dem lächelnden öffentlichen Image verbarg sich ein Mann, der mit dem Verlust von Routine, Sinn und Identität kämpfte. 

Nachdem er jahrelang die treibende Kraft hinter einem globalen Unternehmen gewesen war, wirkte die Stille nach dem Verkauf fast desorientierend. Er hatte sein größtes Ziel erreicht, doch danach blickte er in die ungewohnte Stille, und dann erfand er sich neu. Als Global COO bei Komerz konzentriert er sich nun darauf, die globale Expansion von Konsumgütermarken zu revolutionieren, indem er fragmentierte Lieferketten durch ein Omnichannel-Vertriebsmodell in einheitliche, leistungsstarke Netzwerke umwandelt. Sein besonderes Interesse gilt dem Korridor zwischen Großbritannien und Indien und dem Aufbau von Systemen, die menschliches Potenzial und Geschäftsmöglichkeiten über Grenzen hinweg freisetzen.

 

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Ein Beitrag von Siddharth Shankar (@sid_mastermind)

Rebellion gegen Konventionen

Siddarth wuchs in Mumbai in einer Familie von Staatsbediensteten auf und hatte einen alles andere als konventionellen Lebensweg. „Alles, was ich in meiner Karriere getan habe, war irgendwie rebellisch. Ich habe versucht, mit den Konventionen zu brechen, die ich in meiner Kindheit miterlebt habe“, erinnert sich der Unternehmer, der einen Bachelor of Technology in Informatik an der JSS Academy of Technical Education (Noida), die der Uttar Pradesh Technical University angeschlossen ist, erwarb, bevor er einen MBA an der Strathclyde Business School in Schottland anstrebte. Entgegen der Vorstellung seiner Eltern von einer sicheren Karriere, die „einen guten Job, vorzugsweise einen Staatsjob“ bedeutete, ging Siddarth seinen eigenen Weg. Mit 18 Jahren gründete er sein erstes Unternehmen, während er noch Ingenieurwissenschaften studierte, und weigerte sich danach fast 15 Jahre lang, für jemand anderen zu arbeiten.

Dieser Geist der Unabhängigkeit ging mit dem Selbstvertrauen einher, durch Handeln zu lernen. Seine ersten Lektionen zur Work-Life-Balance lernte er nicht aus Büchern oder der Business School, sondern von zu Hause. Seine Mutter war intuitiv und spontan und ermutigte ihn, seinen Leidenschaften nachzugehen. Sein Vater hingegen war analytisch und vorsichtig und verlangte schon im Alter von acht Jahren eine Begründung für jede Entscheidung. Diese Dualität prägte Siddarths Entscheidungsfindung und schuf eine Balance zwischen Instinkt und Struktur, die auf seinem Weg als Unternehmer unverzichtbar wurde.

Er wuchs hauptsächlich in Mumbai auf, seine Familie hat jedoch tiefe Wurzeln in Kanpur, Uttar Pradesh. Das Umfeld war vielleicht risikoscheu, aber es gab ihm das Rüstzeug, mit der Unsicherheit umzugehen, eine Eigenschaft, die sich in den kommenden Jahren als entscheidend erweisen sollte.

Siddharth Shankar | Globaler Inder

Der unerbittliche Grind

Nach seinem MBA-Abschluss an der Strathclyde University gründete Siddarth die Tails Trading Group in Großbritannien mit der Mission, britischen Marken nach dem Brexit den Eintritt in die asiatischen Märkte zu erleichtern. 

„Ich habe Tails nach meinem MBA mit einem Kommilitonen von der Strathclyde University gegründet. Wir waren zunächst Partner, wobei er die Idee hatte, britischen Marken nach dem Brexit zu helfen, den asiatischen Markt zu erobern. Ich war zunächst Investor und Geschäftsführer, aber als er persönliche Probleme hatte und 2019/2020 nach China zurückkehren musste, kaufte ich ihn aus und wurde alleiniger Eigentümer“, erzählte er. Globaler Indianer.

Als die Pandemie ausbrach, zog er sich nicht zurück, sondern expandierte, indem er angeschlagene Marken aufkaufte und wiederaufbaute. Tails entwickelte sich zu einem globalen Kraftpaket, das 285 Marken verwaltet, 6,500 Mitarbeiter unterstützt und einen Jahresumsatz von 6.7 Milliarden Dollar erwirtschaftet.

Doch dieses Wachstum hatte seinen Preis. „Fast alles hing von meinem Ja oder Nein ab“, sagte er. „Einfache Prozesse blieben tagelang hängen, weil ich ständig unterwegs war, während der reguläre Betrieb darunter litt.“ Siddarth war zu seinem eigenen Flaschenhals geworden. Er leitete nicht nur ein Unternehmen; er war das Unternehmen geworden.

Der Trugschluss der finanziellen Freiheit

Viele träumen vom großen Ausstieg. Nur wenige sprechen über den Morgen danach. Siddarth hat Tails nicht gegründet, um es zu verkaufen. „Es ging mir nicht darum, jemandem das Gegenteil zu beweisen oder etwas Externes“, sagte er. „Das Unternehmen war mein Baby. Mir wurde klar, dass jemand anderes vielleicht mehr Potenzial hat, es weiterzuentwickeln. Vielleicht könnte ich meine Zeit und Energie woanders besser einsetzen“, sagte er.

Siddharth Shankar

Seine Entscheidung zum Verkauf war pragmatisch, nicht emotional. Trotz der beeindruckenden Bewertung verspürte er danach eine seltsame Leere. Der unerwartete Geldsegen, teils in bar, teils in Aktien, konnte das Vakuum nicht füllen. „Ich war nicht zufrieden. Ich habe das Unternehmen verkauft, weil ich das Beste für das Unternehmen wollte, nicht unbedingt für mich selbst.“

Für jemanden, der etwas aus dem Nichts aufgebaut und 100 Prozent Eigenkapital behalten hatte, war das Loslassen eine psychische Belastung. Es gab weder Aktionärsdruck noch finanzielle Instabilität, sondern nur die tiefe persönliche Überzeugung, dass es Zeit war, weiterzugehen. Doch mental erwies sich dieser Schritt als weitaus schwieriger.

Das Gleichgewicht wiederherstellen und die Arbeit nach dem Wohlstand neu definieren

Heute arbeitet Siddarth als Global COO bei Komerz, ist Mitglied im Vorstand von Private-Equity-Fonds und investiert in Branchen, die ihm am Herzen liegen, wie Konsumgütermarken, Lieferketten und Sport. Nach Jahren des Aufbaus großer Marken tut er nun endlich, was sein Vater einst forderte: „Er sucht sich einen Job.“

Nach dem Verkauf der Tails Group fühlte ich mich etwas verloren. Als mich mein Freund aus einem der großen Agenturhäuser fragte, ob ich als Global COO in sein Unternehmen einsteigen wolle, bot sich mir eine neue Herausforderung. Es ging darum, einen neuen Sinn zu finden und meine Erfahrungen in einem anderen Kontext anzuwenden, anstatt den ganzen Tag nur PlayStation oder Golf zu spielen.

Dieser Wandel ist eine Neuerfindung. „Endlich einen Job“ könnte sogar zu seinem Firmenslogan werden, scherzte er. Doch hinter dem Humor verbirgt sich eine tiefere Wahrheit: der Wunsch nach einer Arbeit, die Sinn, Rhythmus und Wirkung hat. Er muss nichts mehr beweisen. Stattdessen entscheidet er mit Bedacht und Bescheidenheit, wo und wie er seinen Beitrag leistet.

Siddharth Shankar

 Lehren von der anderen Seite

Siddharths Entwicklung beinhaltet auch eine philosophische Wandlung. „Ich war nicht immer so“, gab er zu. „Wenn Sie einige meiner Freunde und Familienmitglieder treffen würden, würden sie Ihnen sagen, ich sei so heißblütig, wie man nur sein kann!“ Doch die Last eines 500-Millionen-Dollar-Unternehmens lehrte ihn Demut. „Wenn man tatsächlich eine Krone trägt, hat man keinen Grund, damit anzugeben. Man bleibt auf seinem Weg.“

Siddharth hat ein Unternehmen ohne Fremdkapital aufgebaut, es durch eine globale Pandemie geführt und es auf eigene Faust verlassen. Er spricht nun aus Erfahrung. Seine Ratschläge basieren auf Realismus, nicht auf Romantik. Er warnt aufstrebende Unternehmer davor, der Illusion des schnellen Erfolgs nachzujagen. „Erfolgreich ist, wer sein Handwerk liebt“, rät er, „nicht wer nur auf der Jagd nach dem Ausstieg ist.“

Die neue Definition von Erfolg

Für Siddharth Shankar liegt der wahre Erfolg nicht in der 500-Millionen-Dollar-Bewertung oder der globalen Expansion. Es ist die Fähigkeit, Abstand zu gewinnen, loszulassen und jenseits der Tabellenkalkulation einen Sinn zu finden. Work-Life-Balance hat für ihn nichts mit Zeitmanagement-Apps oder Remote-Work-Hacks zu tun. Es geht darum, den Selbstwert jenseits der beruflichen Anerkennung wiederzuentdecken.

„Geld war nie meine Hauptmotivation. Ich habe Tails ohne Investoren oder Schulden aufgebaut, und es war vom ersten Tag an profitabel. Als ich das Unternehmen verkaufte, erkannte ich, dass finanzieller Erfolg allein keine wahre Zufriedenheit bringt. Was mich jetzt antreibt, ist, Werte jenseits des Geldes zu schaffen, zu Verbrauchermarken beizutragen, Lieferkettensysteme zu verbessern und neue Bereiche wie den Sport zu erkunden“, sagte der Unternehmer, der seit seiner Jugend vor der Gründung von Tails in verschiedenen Unternehmungen tätig war.

Siddharth_Shankar

Ihm geht es nicht mehr um Zahlen, sondern um Wirkung, Lernen und darum, das zu tun, was ihn wirklich begeistert. Der Übergang vom alleinigen Gründer zum strategischen Geschäftsführer hat ihm neue Türen geöffnet: Er betreut Startups, baut Ökosysteme auf und investiert in Menschen und Ideen, die seinen Werten entsprechen.

Siddharth Shankars Weg vom rebellischen Jugendlichen zum erfahrenen Geschäftsmann in den Vorstandsetagen weltweit ist eine Erinnerung daran, dass wahre Erfüllung nicht in den Nullen eines Bankkontos zu finden ist, sondern in der Bedeutung der Arbeit, die wir tun.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus Siddharth Shankars Reise:

  • Beseitigen Sie Zweifel, bevor Sie sich für ein Unternehmertum entscheiden
  • Lieben Sie Ihr Handwerk von ganzem Herzen
  • Wählen Sie eine Arbeit, die Ihnen Sinn gibt, nicht nur Bewegung
  • Neuerfindung ist wichtig, insbesondere nach dem Erfolg
  • Lassen Sie den Erfolg der Funke für Neuanfänge sein

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