(30. Juni 2025) Es begann mit dem stillen Traum eines Vaters und einem Tisch in einem Fitnessstudio in St. Denis. Fernab vom Rampenlicht griff die sechsjährige Prithika Pavade unter den wachsamen Augen ihres Vaters, eines ehemaligen Tischtennis-Enthusiasten aus Puducherry, der im Hotel George V in Paris arbeitete, zum ersten Mal zum Schläger. In dieser bescheidenen Umgebung reifte still und leise eine Weltklasse-Athletin heran.
Die heute 20-jährige Prithika Pavade steht an der Spitze einer neuen Ära im europäischen Tischtennis. Die Linkshänderin ist bekannt für ihre taktische Schärfe und ihre blitzschnellen Reflexe.Die junge Spielerin indischer Herkunft ist Frankreichs bestplatzierte Einzelspielerin und zweifache Olympiateilnehmerin. Bei den Olympischen Spielen in Tokio war sie eine der jüngsten französischen Olympiateilnehmerinnen und hat sich seitdem weltweit stetig nach oben gearbeitet, wobei sie ihr Revier mit Präzision und Souveränität verteidigt. Ihre Karriere umfasst bemerkenswerte Erfolge wie den Gewinn des U21-Europameistertitels mit 16 Jahren und die Vertretung Frankreichs bei den Olympischen Sommerspielen 2020 und 2024. Damit festigt sie ihren Status als eine der vielversprechendsten Spielerinnen im internationalen Tischtennis.
Doch jenseits von Schlägern und Siegerpodesten verkörpert Prithika eine seltene kulturelle Dualität, die indisches Erbe mit französischer Exzellenz verbindet. Geboren im Pariser Vorort St. Denis als Tochter von Eltern aus Puducherry, verleihen ihr ihre Wurzeln in Indiens ehemaliger französischer Kolonie und ihre Kindheit in einem der vielfältigsten Viertel von Paris eine einzigartige Perspektive auf ihre Karriere. Während sie international immer weiter aufsteigt, strebt die junge Spielerin danach, eine der besten Spielerinnen der Geschichte zu werden.

Prithika Pavade
Ihre Eltern, Vijayan und Suguna Pavade, zogen 2003 nach Frankreich. Ein Jahr später wurde Prithika geboren. Obwohl sie ihr Leben auf europäischem Boden verbrachte, bleibt Indien ein tiefer Teil ihrer emotionalen Bindung.
Pariser Anfänge mit Puducherry-Spiritt
Prithikas Vater Vijayan, einst ein leidenschaftlicher Tischtennisspieler in Puducherry, hatte seine sportlichen Träume längst aufgegeben und eine Karriere angestrebt, die ihn schließlich ins Hotel George V in Paris führte. Doch in einem bescheidenen Fitnessstudio, nur zwei Minuten von ihrer Wohnung in St. Denis entfernt, entfachte er seine Leidenschaft neu – diesmal, indem er seine sechsjährige Tochter an das Spiel heranführte.
„Mein Vater war derjenige, der mich zum Tischtennis auserkoren hat. Aber er hat mich nie gezwungen, dabei zu bleiben. Später habe ich mich einfach dafür entschieden, weil ich mich in den Sport verliebt habe“, erinnert sich Prithika.
Innerhalb eines Jahres schlug sie ihn. Obwohl er nie Profi war, besaß Vijayan eine gute Technik, und das reichte aus, um eine solide Grundlage für ihre Zukunft zu legen. „Er hat es mir nie erzählt, aber ich glaube, er war glücklich. Er hat immer versucht, mich zu einer besseren Spielerin zu machen“, sagt sie.
Mit elf Jahren wusste Prithika, dass sie etwas Besonderes hatte. Nachdem sie die französischen U11-Meisterschaften gewonnen hatte, begann sie, Tischtennis nicht nur als Hobby, sondern als potenzielle Karriere zu sehen.


Prithika Pavade
Eine Karriere im Tischtennis gestalten
Prithika Pavades Profikarriere verlief stetig bergauf. Mit gerade einmal 16 Jahren gewann sie den U21-Europameistertitel und signalisierte damit der Welt, dass sie mehr als nur ein Nachwuchstalent war. Im selben Jahr sicherte sie sich einen begehrten Platz im französischen Olympiateam für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio und war damit eine der jüngsten Sportlerinnen, die das Land jemals auf diesem Niveau vertraten.
Die Olympischen Spiele in Tokio markierten einen Wendepunkt. Für die junge Teenagerin ging es weniger um Medaillen als vielmehr um Erfahrung. „Das war wahrscheinlich der größte Moment meines Lebens“, erinnert sie sich. Doch es sollte nicht ihre einzige olympische Erinnerung bleiben. 2024, mit mehr Selbstvertrauen und Ranglistenpunkten im Rücken, qualifizierte sich Prithika für die Spiele in Paris – diesmal auf heimischem Boden. Die Bedeutung war ihr bewusst. „Meine erste Schule und mein erster Verein in derselben Stadt. Ich werde etwas nervös sein, aber das Wichtigste ist, den Moment zu genießen.“
Mit ihrer Bekanntheit wuchs auch ihre Konstanz. Prithikas Ranking verbesserte sich stetig, und schließlich wurde sie Frankreichs beste Einzelspielerin. Doch das Einzel war nicht ihre einzige Domäne. Sie bildete dynamische Partnerinnen sowohl im Damendoppel als auch im Mixed und spielte an der Seite von Camille Lutz bzw. Simon Gauzy.
Jüngste Auftritte bei hochkarätigen Turnieren wie den WTT Champions Chongqing und dem Singapore Smash bestätigten ihren Platz in der internationalen Spitzenklasse. Auch wenn ein großer Durchbruchstitel noch in Sicht ist, zeigt ihre Präsenz bei diesen Events, dass sie kein Strohfeuer ist, sondern auf höchstem Niveau spielt.
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Rückhand und Bücher ausbalancieren
Während viele Spitzensportler ihre Ausbildung zugunsten des Trainings aufgeben, hat Prithika ihr Studium der Chemie und Umweltwissenschaften fortgesetzt. „Ich denke, unsere Generation hat großes Glück“, sagt sie über die Balance zwischen Studium und Sport. Ihre Disziplin abseits des Platzes spiegelt ihre Präzision auf dem Platz wider, und die Kombination aus Intellekt und Athletik verleiht ihr eine für ihr junges Alter ungewöhnliche Reife.
Am Erbe festhalten
Obwohl sie fließend Französisch und Englisch spricht, bleibt Prithika ihren tamilischen Wurzeln verbunden, wenn auch mit einigen Lücken. „Ich verstehe ein wenig Tamil. Meine Eltern sprechen immer noch Tamil mit mir, aber ich antworte auf Französisch“, gibt sie zu. Ihre Besuche in Indien, insbesondere in Puducherry, wo ihre Großeltern noch leben, sind voller emotionaler und sinnlicher Erinnerungen.
Was ich in Indien am meisten liebe, ist das Essen. Meine Mutter ist eine großartige Köchin. In Frankreich hat sie viel indisches Essen gekocht. Ich habe sogar angefangen, indisches Kochen zu lernen. Mein Lieblingsessen ist Hammel-Biriyani.“
Sie selbst sieht ihre Persönlichkeit durch ihre Herkunft geprägt. „Ich bin eher introvertiert und ruhig. Ich habe immer gespürt, dass das der indische Teil von mir ist.“


Prithika Pavade mit ihren Eltern | Foto: Sportstar
Französische Flagge, indisches Herz
Prithika wurde oft gefragt, ob sie jemals in Erwägung ziehen würde, ihre Loyalität zu Indien zu wechseln. Ihre Antwort ist sanft, aber bestimmt: „Ich bin in Frankreich geboren. Ich habe mein ganzes Leben dort verbracht. Natürlich wird Indien immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, aber ich habe mein ganzes Leben in Frankreich verbracht.“
In einer zunehmend globalisierten Sportlandschaft, in der viele Sportler ihr Land aufgrund ihrer Bequemlichkeit oder ihrer Möglichkeiten wählen, wurzelt Prithikas Identität in Dankbarkeit. Sie bekennt sich zu ihren Wurzeln, bleibt aber dem Land treu, das ihre Karriere geprägt hat.
Wachstumsplan
Prithika weiß, dass die Reise noch lange nicht zu Ende ist. „Diese Olympischen Spiele sind etwas Besonderes, aber ich bin noch recht jung. Ich habe eine lange Karriere vor mir und möchte bei den Europameisterschaften Medaillen gewinnen. Ich möchte Medaillen im Einzel, Doppel und Mixed bei den Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen. Ich möchte etwas Großes erreichen. Ich möchte eine der besten Spielerinnen der Geschichte sein“, sagt die junge Spielerin.
Während sie weiter aufsteigt, weiß sie immer noch genau, was sie antreibt. „Ich liebe diesen Sport und glaube, dass ich etwas Gutes erreichen kann. Es liegt in meiner Hand.“
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